Post-Corona-Office
– das Büro als modernes Lagerfeuer

Corona hat das Homeoffice nach vorne gebracht. Galt es Arbeitgebern lange als unmöglich, wurde es in der Pandemie gehypt. Millionen von Arbeitnehmern funktionierten ihre Privaträume zu dezentralisierten „Kleinst-Niederlassungen“ um. Sie schätzten die neue Freiheit. Und bekamen die Nachteile zu spüren, wie z.B. die fehlende Erdung im Unternehmen. Mit abflauender Pandemie kehrten viele in ihre Büros zurück. Die Sichtweise auf die Arbeitswelt hat sich durch Corona verändert. Was das Büro nach der Pandemie bedeutet, lesen Sie in unserem Blogbeitrag.

Büro als modernes Lagerfeuer

Corona hat das Homeoffice zu einem Muss gemacht. Für die meisten blieb keine Wahl. Sie improvisieren. Sie arbeiteten monatelang am Esstisch oder von der Couch aus. Mit zunehmender Dauer der Pandemie fehlten ihnen die Begegnungen mit Kollegen in der Teeküche, der Smalltalk im Flur – der ungeplante Austausch zwischen Tür und Angel. „Wir brauchen die Büros als modernes Lagerfeuer – für den persönlichen Kontakt, für Karrieretipps und sonstigen Austausch", sagt Cawa Younosi, Deutschland-Personalchef bei SAP (Quelle: www.tagesschau.de: Wie sieht das Büro nach Corona aus?).

Das Post-Corona-Büro neu erfinden

Wir meinen: Das Büro ist weiterhin der zentrale Arbeitsort. Nur die Einstellungen dazu haben sich verändert. Als Arbeitgeber sind Sie nun gefordert, es ohne Denkverbote neu zu definieren. Das Post-Corona-Büro muss sich qualitativ vom Homeoffice abheben. Wer ins Büro fährt, möchte nicht nur eine hochwertige, ergonomische Ausstattung vorfinden, sondern sich in einer ansprechenden, inspirierenden Büroumgebung bewegen.

Wohlfühl-Atmosphäre – ausschlaggebend für die Identifikation

Büros sollten so gestaltet sein, dass sich dort jeder wohl fühlt. Laut Umfragen ist die Wohlfühl-Atmosphäre ausschlaggebend für die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen. Sie beeinflusst die Leistungsbereitschaft und die Produktivität. Mehr Behaglichkeit, Ambiente, ein kreatives Umfeld … Büroumgebungen sollten einen deutlichen Mehrwert und eine Form der Erlebnisqualität bieten, um Mitarbeiter an sich zu binden.

Mehr Flexibilität: vielfältige Nutzungsoptionen ermöglichen

Das Post-Corona-Office ist nicht mehr das klassische Einzelbüro mit Namensschild. Im Aufwind sind flexible Arbeitsplatzwahl, Desk-Sharing und Buchungssysteme. Anstelle von Einzelbüros mit „eigenen“ Schreibtischen beobachten wir den Trend zu vielfältig nutzbaren, gemeinschaftlich verwendeten Räumen. Doch was bedeutet das für die Büroplanung?

Büros tätigkeitsbasiert planen: Was benötigen Unternehmen und Beschäftigte?

Unserer Meinung nach sollte sich Büroplanung stärker auf die Tätigkeitsprofile fokussieren: Wie will das Unternehmen arbeiten? Welche Arbeitsstrukturen bringen das Unternehmen voran? Was benötigen Mitarbeiter, um optimale Leistung zu bringen? Tätigkeitsbasierte Büroplanung findet überzeugende, nutzenorientierte Raummodelle, z.B. in Form spezieller Raumlösungen für virtuelle Konferenzen. Hierzu haben wir bereits vor Jahren DAS MEIN BÜRO PRINZIP entwickelt. Damit gelingt es, Büroumgebungen individuell bedarfsorientiert zu planen. Büroflächen werden mit persönlichen oder temporären Arbeitsplätzen, Rückzugsorten, Kommunikationszonen und Servicebereichen so eingerichtet, dass sie ein optimales Arbeitsumfeld bieten.

Das Büro als zentrale Anlaufstelle – Hub and Home

Das Abklingen der Pandemie macht hybrides Arbeiten zum neuen Normal. Gleichzeitig gewinnt das Büro an Bedeutung. Es ist die zentrale Anlaufstelle, die den persönlichen Kontakt zum Unternehmen und der Beschäftigten untereinander sicherstellt, Informationsfluss und Ideenaustausch fördert. „Wir sprechen auch von Hub and Home: das betriebliche Büro als Kommunikationszentrum und soziale Heimat“, so Professor Nick Kratzer vom Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung München e.V. (Quelle: www.medisinn.com).

Treffpunkt für Kollegen – Kaffeehaus für interaktive Communitys

Nach langer Kontaktvermeidung nehmen Beschäftigte das Büro bewusster als Treffpunkt wahr. Die intensive Sehnsucht nach direktem vis-à-vis-Kontakt und persönlicher Interaktion: unverkennbar! Bisweilen begreifen Fachleute Post-Corona-Büros schon als neue Kaffeehäuser für interaktive Communitys – als Orte, in denen Kommunikation und direkter Dialog rekultiviert und in ein neues Level geführt werden.

Bewusste Entscheidung für Austausch und „Arbeitserlebnis“

Die Einstellung zum Büro erfährt einen Paradigmenwechsel: Homeoffice ist nach Corona einer von vielen möglichen Arbeitsorten, doch die Entscheidung für die Fahrt ins Büro ist in jedem Fall eine bewusstere. Sie ist eine Entscheidung für die Begegnung mit Kollegen, für den direkten Austausch, für gemeinsames Lernen und Vorankommen – für das „Arbeitserlebnis“.

Nebenschauplätze – oft unterschätzt

Auch wenn die virtuelle Kommunikation vieles ermöglicht: Das Büro bietet eine Kommunikation, die einfacher und direkter ist. Corona hat gezeigt: Der persönliche Austausch ist unverzichtbar. Auch oder gerade das informelle Gespräch auf den „Nebenschauplätzen“ hat seinen Wert … wurde aber meist unterschätzt. Die Digitalisierung in der Arbeitswelt lässt sich zwar nicht zurückdrehen – kann aber andersherum auch nicht alles ersetzen. Vor allem für den Einzelnen hat das Büro nach Corona eine neue Bedeutung erhalten – die soziale Komponente. Wer weiß, wie viele Mitarbeiter ihren Partner im Office kennenlernen?

Sozialstation und Learning Hub

Echte Kontakte sind im Belegschaftsgefüge unentbehrlich – und machen das Büro zur „Sozialstation im Unternehmen“. Im Miteinander lässt sich vieles besser vermitteln. Azubis, Studierende und Berufsanfänger lernen hier den Umgang mit Kunden, kollegiales Miteinander und Verhaltensformen im Unternehmen: das Post-Corona-Büro als Learning Hub. Erst mit einer zentralen Lokalität kann eine Firma ihre Unternehmenskultur und -werte überhaupt entwickeln und leben.

Post-Corona-Office: diese 7 Trends nehmen immer mehr zu

  • die Präsenzkultur im Büro stirbt aus, selbstbestimmtes Arbeiten in flexiblen Räumen nimmt zu
  • „eigene“ Schreibtische und persönliche Arbeitsplatz-Zuordnungen schwinden, Desk-Sharing und Buchungssysteme bekommen Aufwind
  • hybrides Arbeiten als neues Normal: Homeoffice und mobiles Arbeiten sind etabliert, Büroumgebungen müssen neu definiert werden
  • neue Raumeffizienz: Büroflächen werden reduziert, Raumressourcen werden vielseitiger genutzt, der Bedarf an flexiblen Nutzungskonzepten steigt
  • tätigkeitsbasierte Büroplanung: die Bürogestaltung orientiert sich mehr an den Prozessen im Unternehmen, richtet sich stärker am Bedarf aus
  • Treffpunkt Büro: Büroplanung berücksichtigt stärker den Kommunikationsbedarf, Trend zu offenen Raumlösungen
  • mehr Raumqualität: wertig ausgestattete, ansprechende Räume mit Stil und Wohlfühl-Charakter; mehr Erlebnisqualität

Autor: Till Achim Lobenstein